Sicherheit in der Höhe beim Bühneneinsatz – Tipps vom Sicherheitsexperten Slider

Sicheres Arbeiten in der Höhe – Grundlagen und Tipps vom Experten

 

22. Oktober 2024 | Lucia Reinsprecht

Richtig angewandt, sind Arbeitsbühnen sicher und effizient. Dennoch starben laut globalem Sicherheitsbericht 2023 der International Powered Access Federation (IPAF) im Jahr 2022 102 Personen bei Vorfällen mit Hubarbeitsbühnen. Dabei werden Stürze aus dem Arbeitskorb, Stromschlag oder Umkippen als häufigste Unfallarten identifiziert. Im folgenden Artikel erklärt Hashem Rahsepar-Hashemi, Teamleiter des Sicherheitsmanagements bei Felbermayr, welche Maßnahmen Anwender treffen können, um derartige Unfälle zu vermeiden.

Moderne Arbeitsbühnen sind mit einer Vielzahl an Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet und dennoch sollten sich ihre Anwender darüber bewusst sein, dass mit jeder Inbetriebnahme auch eine große Verantwortung einhergeht. Rahsepar-Hashemi hat schon vieles gesehen und mahnt zur Vorsicht: „Eine Arbeitsbühne ist prinzipiell ein sicheres Arbeitsgerät. Ihre Sicherheit ist, wie in vielen anderen Bereichen aber auch, abhängig von den Benutzern“. Immer wieder sieht sich Rahsepar-Hashemi mit Fällen konfrontiert, bei denen beispielsweise die persönliche Schutzausrüstung nicht oder nur unzureichend verwendet wird oder aber dafür ungeeignete Arbeitsbühnen als Lastaufnahmemittel missbraucht werden. Solche oder ähnliche Fälle sind nicht nur ärgerlich, sondern können auch leicht vermieden werden.

Standsicherheit von Arbeitsbühnen entscheidend
Seit die IPAF mit der Aufzeichnung von Unfallberichten begonnen hat, gehören Stabilitätsprobleme und Umkippen durchwegs zu den fünf häufigsten Ursachen für schwere Verletzungen und Todesfälle.1 Rahsepar-Hashemi rät dazu, sich zunächst darüber im Klaren zu sein, wo die Arbeitsbühne genau zum Einsatz kommen wird. „Höhenzugangstechnik sollte nur dort aufgestellt werden, wo die Bodengegebenheiten auch dafür geeignet sind. Bei unebenem Untergrund wie Lehm, Schotter, Sand oder Ähnlichem sollte sich der Mieter zuvor bei der Vermietung darüber informieren, wie viel Stützkraft bei der Arbeitsbühne benötigt wird“, meint Rahsepar-Hashemi. Weiters zu berücksichtigen seien dabei unterirdische Einbauten, wie beispielsweise Kanalrohre. Bei fahrbaren Arbeitsbühnen sollte neben den Bodenverhältnissen außerdem genau auf die verbauten Sicherheitsmechanismen wie Lastenbegrenzer und Neigungssensoren geachtet werden. Das Umkippen aufgrund von Instabilität ist mit der richtigen Planung sowie einer sicheren Bedienung jedenfalls vermeidbar.

Arbeitsumfeld immer im Auge behalten
Im Arbeitsbereich von Höhenzugangstechnik gibt es viele verschiedene Faktoren, die berücksichtigt werden müssen und die während der gesamten Verwendungsdauer genau beobachtet werden sollten. Sowohl in der Höhe als auch am Boden ist besondere Umsichtigkeit geboten. „Besondere Vorsicht gilt bei Stromleitungen oder Bahnoberleitungen. Die Gefahr von Stromschlägen durch Freileitungen gehört zu den häufigsten Unfallrisiken“, warnt Rahsepar-Hashemi. Dabei können Lichtbögen, die sich von der Gerätespitze bis zum Boden spannen, auch Einweiser oder Bodenpersonal treffen. Deshalb gelte hier auch für Unfallhelfer besondere Vorsicht. Neben kaum beeinflussbaren Faktoren, wie etwa den Witterungsbedingungen, gelte auch eine besondere Umsicht in Bezug auf die Gefahren durch Einklemmen oder Zusammenstößen mit anderen Fahrzeugen. „Die richtigen Vorbereitungsmaßnahmen sowie gut geschultes Personal helfen, Gefahrenpotenzial zuverlässig zu erkennen und zu meiden“, hebt Rahsepar-Hashemi hervor.

Auch bei Arbeitsbühnen gilt: Anschnallen rettet Leben
Seit Beginn der Aufzeichnungen ist der Sturz aus dem Korb die Hauptursache für tödliche Unfälle in der Branche für Höhenzugangstechnik.2 Bei der Analyse der Stürze, die zum Beispiel beim Verlassen des Arbeitskorbs infolge der Bewegung der Arbeitsbühne oder aber infolge des sogenannten „Katapulteffekts“ – eine Folge von Unebenheiten im Boden –passieren, zeigt sich deutlich: Eine korrekte Absicherung mittels Ganzkörpergurt und Verbindungsmittel – also das korrekte Anlegen der persönlichen Schutzausrüstung – verhindert den Sturz aus dem Korb der Arbeitsbühne. „Wenn wir uns in unsere Autos setzen, dann schnallen wir uns wie selbstverständlich an, Gleiches sollte auch bei der Bedienung von Arbeitsbühnen gelten“, mahnt Rahsepar-Hashemi. Die persönliche Schutzausrüstung, zu der Auffanggurt, Falldämpfer und Industrieschutzhelm zählen, sind wichtige Lebensretter und sollten schon vor dem Betreten des Korbes angelegt werden. „Bei Nichtgebrauch sollte eine Null-Toleranz-Politik gelten“, so Rahsepar-Hashemi. Zudem sollte die PSA vor jedem Gebrauch auf sichtbare Schäden untersucht und einmal jährlich von einer fachkundigen Person überprüft werden. „Sonst droht im Falle des Falles ein Haftungsausschluss der Versicherung“, erklärt der Sicherheitsexperte.

Sachgemäße Bedienung unerlässlich
„Jede Maschine hat ihre eigene Betriebsanleitung und Betriebsanweisung. Diese sind immer mit dem Gerät mitzuführen“, betont Rahsepar-Hashemi und erklärt: „Bei der Zustellung unserer Arbeitsbühnen wird immer auch eine Sicherheitsunterweisung für das jeweilige Gerät durchgeführt. Dabei wird die richtige Verwendung sowie das Verhalten im Falle einer Notsituation gezeigt. Da die in den Bühnen verbauten Notsteuersysteme nicht standardisiert sind, müssen Arbeitsbühnenvermieter bei der Einweisung zeigen, wie eine Notfallsituation mit dem jeweiligen Gerät gehändelt werden kann“, weiß Rahsepar-Hashemi. Und trotzdem: Die Bedienungsanleitung ist nicht nur obligatorisches Beiwerk: „Betriebsanleitung und -anweisung müssen unbedingt vor der Inbetriebnahme sorgfältig durchgelesen werden“. Eine weitere wichtige Maßnahme zur Vermeidung von Unfallrisiken sei auch die Sichtkontrolle. „Bei der Übergabe erfolgt immer eine Sichtkontrolle durch den Zusteller, dennoch sollte auch der Bediener das Gerät vor jedem Gebrauch noch einmal inspizieren. Bei sicherheitstechnisch relevanten Mängeln ist umgehend ein Servicetechniker zu informieren. Das Gerät darf bis dahin auf keinen Fall mehr verwendet werden.“ so Rahsepar-Hashemi abschließend.

Felbermayr bietet zertifizierte IPAF-Schulungen
Um das Unfallrisiko beim Einsatz von Hubarbeitsbühnen zu minimieren, bietet Felbermayr Schulungen nach International Powered Access Federation (IPAF) für eine sichere und effektive Bedienung an. Dabei bietet die Felbermayr Transport- und Hebetechnik flächendeckend Ausbildungsprogramme in ganz Österreich und Deutschland, die entweder in den jeweiligen Felbermayr-Mietstationen oder direkt beim Kunden stattfinden können. Nach erfolgreicher Absolvierung der ISO-zertifizierten Schulung erhalten die Teilnehmer eine PAL-Card (Powered Access Licence). Diese gilt als internationaler Ausbildungsnachweis für den sicheren und effektiven Einsatz von Höhenzugangstechnik. Die PAL-Card ist fünf Jahre gültig und wird in 51 Ländern als Schulungsnachweis akzeptiert.
 

Zum Schutz der Gesundheit wird bei Felbermayr die persönliche Schutzausrüstung bei der Miete von Arbeitsbühnen mitangeboten. Ergänzend dazu kann sie auch unabhängig von einer Bühnenmiete im praktischen Rucksack über den Webshop bezogen werden: Jetzt PSAgA sichern


1 Quelle: IPAF-Globaler Sicherheitsbericht 2022, S.12
2 Quelle: IPAF-Globaler Sicherheitsbericht 2023, S.10